Wie wollen wir in Zukunft unser Dorf gestalten?

Mehrere Wohnhäuser, Geschäftsläden, eine Schule und ein Altenheim umringen einen belebten Dorfplatz, an dem Schulkinder spielen, PensionistInnen einen Kaffee genießen und BewohnerInnen ihre Einkäufe erledigen. Solche Struktureinheiten innerhalb einer Gemeinde, sogenannte Quartiere, sind Orte, an denen verschiedenste Aspekte des Zusammenwohnens und -arbeitens konzentriert sind; Orte, die Begegnungen ermöglichen und die zentralen Bedürfnisse der Menschen nach Wohnen, Arbeiten und Bildung gut erfüllen können.

Im Rahmen der von der Geschäftsstelle für Dorferneuerung organisierten Veranstaltung „Mehrwert Quartiersentwicklung“ bekamen GemeindevertreterInnen vergangene Woche einen Einblick in die Entwicklung von Quartieren sowie die Herausforderungen und Möglichkeiten der Umsetzung. Anhand von Best-Practice-Beispielen mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung wurde zudem aufgezeigt, wie theoretische Konzepte in die Praxis umgesetzt werden können. Rund 50 interessierte GemeindevertreterInnen nahmen an der Veranstaltung im Pfarrsaal in Mils teil.

Quartiersentwicklung ermöglicht gesamthafte Entwicklung von Gemeinden

Im Rahmen der Quartiersentwicklung werden nicht einzelne Gebäude isoliert geplant, sondern ein Gesamtkonzept für einen größeren Bereich – etwa ganze Straßenzüge – entwickelt. Die möglichen Projekte reichen dabei von der Gestaltung eines Verkehrskonzepts in einem Wohnquartier zur Schaffung von Begegnungsräumen bis zu strukturellen Entwicklungen in den Gemeinden, wie der Konzeption ganzer Dorfzentren mit öffentlichen Gebäuden, Kinderbetreuungseinrichtungen und Geschäften. Doch nicht nur im Ortskern kann die Quartiersentwicklung angewandt werden: Auch Gewerbegebiete oder auch Bildungszentren und Weiler können als Quartiere neu konzipiert werden.

 „Bei der Frage, wie die Gemeinden Tirols weiterentwickelt werden können, darf die Betrachtung nicht innerhalb der Gemäuer enden: Die Quartiersentwicklung ist ein fortlaufender Prozess. Dabei wird versucht, im größeren Kontext unterschiedlichste Lebensumfelder räumlich und inhaltlich optimal aufeinander abzustimmen, um so vitale Gemeinden und Orte der Begegnung zu schaffen. Quartiere bringen Leben in die Gemeinden und erhöhen nachhaltig die Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger“, sieht Raumordnungslandesrat Johannes Tratter in der Quartiersentwicklung ein Zukunftsmodell und verweist darauf, dass Projekte der Quartiersentwicklung von Seiten des Landes zudem umfangreich gefördert werden. Die Förderungen werden dabei auf die individuellen Quartierskonzepte abgestimmt und umfassen unter anderem die Prozessbegleitung, die Erstellung von Visualisierungen und Modellen sowie die fachliche Begleitung.

Mehrwert BürgerInnenbeteiligungsprozess

Ein wesentlicher Aspekt der Quartiersentwicklung stellt die Beteiligung von BürgerInnen im Entwicklungsprozess dar. „Durch die gelebte Erfahrung in der eigenen Gemeinde können die Bürgerinnen und Bürger am besten darüber Auskunft geben, welche Projekte in welcher Form umgesetzt werden können, um einen Beitrag zur besseren Lebensqualität in den Gemeinden zu leisten. Im Rahmen der Quartiersentwicklung laden wir daher alle Bürgerinnen und Bürger ein, sich einzubringen und bei der nachhaltigen Entwicklung ihrer Gemeinde mitzuwirken. Dadurch werden die einzelnen Projekte noch besser auf das Alltagsleben der Menschen abgestimmt und gleichzeitig für die Teilnehmenden eine weitere Identifikation mit dem mitgestalteten Ort geschaffen“, verweist LR Tratter auf den Mehrwert des BürgerInnenbeteiligungsprozess

Vorzeigebeispiel Mils

Im Rahmen der Informationsveranstaltung dient der Austragungsort dabei selbst als Best-Practice-Beispiel für die Quartiersentwicklung: Seit dem Jahr 2000 arbeitet die Gemeinde Mils an der Umgestaltung des Dorfzentrums und startete unterschiedlichste Projekte zur Quartiersentwicklung, wie etwa die Neugestaltung des Gemeindeamtes, des Kindergartens und der Volksschule sowie die Schaffung von betreutem Wohnen, einer Bücherei, Co-Working Spaces und eines Cafés rund um den Dorfplatz. Unterstützt wurde die Gemeinde von der Geschäftsstelle für Dorferneuerung des Landes Tirol. In Form von BürgerInnenbeteiligungsprozessen wurden zudem die MilserInnen in die Konzeption des Projektes miteinbezogen. „Das Beispiel Mils demonstriert anschaulich, wie im Rahmen der Quartiersentwicklung mit BürgerInnenbeteiligung ein vitales Ortszentrum geschaffen wird, das Menschen verschiedenster Lebensphasen und unterschiedlicher Lebensstilgruppen entspricht und Orte der Begegnung schafft. Anhand von Beispielen wie diesen haben wir im Rahmen der Informationsveranstaltung versucht, den Mehrwert der Quartiersentwicklung für die Kommunen und für die Bürgerinnen und Bürger zu veranschaulichen. Zudem wollten wir damit untermauern, wie eine gesamthafte Herangehensweise an die Dorfentwicklung Begegnungsräume schafft und den Lebensraum Dorf stärkt“, sagt Diana Ortner von der Geschäftsstelle für Dorferneuerung des Landes Tirol.

Veranstaltung online nachsehbar

Die Informationsveranstaltung „Mehrwert Quartiersentwicklung“ kann ab sofort online unter www.tirol.gv.at/dorferneuerung unter dem Punkt „Aktuelles der Dorferneuerung“ nachgesehen werden.

Gemeinden, die Quartiere im eigenen Dorfverband entwickeln möchten, stehen die MitarbeiterInnen der Geschäftsstelle für Dorferneuerung mit ihrer Expertise gerne zur Seite. „Jede Gemeinde kann teilnehmen und Projekte – seien es große Umgestaltungen oder auch kleine Adaptierungen von Begegnungsräumen –  umsetzen“, so LR Tratter.

 

Fotonachweis: Land Tirol\Baumegger

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